Rückblick auf das Jahr 2020: Wie wirkten sich die Corona-Maßnahmen auf die Klimaschutzziele hierzulande aus?

 

29.04.2021, Jeanine Rühle

 

Vor einiger Zeit sorgte eine gemeinsame Pressemitteilung des Umweltbundesamtes und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) für nationales Aufsehen: Überraschenderweise konnte Deutschland sein Klimaschutzziel für das Jahr 2020 erreichen, welches eine Verringerung der in Deutschland freigesetzten Treibhausgas- Emissionen um über 40% im Vergleich zu 1990 erforderte. Erreicht wurde ein Rückgang von 40,8%. (2, 4)

 

Grund zur Freude?

 

Nicht ganz. Trotz der erreichten Einsparungen wurden 2020 allein in Deutschland immer noch 739 Millionen Tonnen Treibhausgase jährlich freigesetzt (2). Um den Klimawandel aufzuhalten, müssen wir auf null kommen. Der kürzlich veröffentlichte Bericht der Vereinten Nationen (UN) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) zeigt eine Verschlechterung der Situation auf. Seit Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts steigt die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre, was als Hauptursache für den Klimawandel gesehen wird (1).
Diese steigenden Treibhausgaskonzentrationen lassen sich auch für das Jahr 2020 feststellen. Weiter war das Jahr 2020 eines der drei wärmsten Jahre seit dem Beginn der Temperaturaufzeichnungen. Das hat komplexe Auswirkungen. Der größte Teil der sich durch die Treibhausgase in der Atmosphäre befindlichen Energie wird vom Ozean aufgenommen. Daraus folgt eine Erwärmung des Ozeans, was zum Anstieg des Meeresspiegels führt. Dieser wird durch das durch die steigende Temperatur schmelzende Meereis noch verstärkt. Weiter senkt das vom Ozean gespeicherte CO2 den pH-Wert des Wassers, wozu es zur Ozeanversauerung kommt. Das wirkt sich auf globale Umwelt- und Lebensbedingungen aus. Eine weitere Folge ist die Veränderungen der Temperatur und des Niederschlags (1).

 

Die Zeit der Extremwetterereignisse

 

Die Auswirkungen dieser Veränderungen sind längst zu spüren. Auch 2020 war ein Jahr voller Extremwetterereignissen wie Überschwemmungen, Hitzewellen, Dürren, Bränden, extremer Kälte und Schnee, tropischer Wirbelströme und subtropischer Stürme. Auch die Anzahl der Klimaflüchtlinge steigt aus diesen Gründen. Beispielsweise zerstörten die Buschfeuer in Australien in der Sommersaison 2019/20 über 26.000 km². Diese Extremwetterereignisse verstärken die Klimakrise weiter. Während der Brände wurden über 434 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt, ganz zu schweigen davon, dass das nun zerstörte Ökosystem nun nichtmehr Photosynthese betreiben und dabei CO2 in Sauerstoff umwandeln kann (1, 5, 6)!

 

Wie stark ist der (europa-)politische Wille zum Klimaschutz?

 

International wird nach Möglichkeiten gesucht, diese Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Nach langen Verhandlungen hat sich die EU vor einigen Tagen darauf geeinigt, das Klimaziel für 2030 zu verschärfen. Bis dahin soll die EU ihre Treibhausgasemissionen um mindestens 55% im Vergleich zu 1990 gesenkt haben. Damit wurde das bisherige Ziel um 15 Prozentpunkte gesteigert, welches lediglich eine Verringerung um 40% der Emissionen anstrebte. Langfristig soll bis 2050 die Klimaneutralität angestrebt werden. Kritisiert wird, dass eingespartes CO2 durch Wälder und Böden ebenso in die Senkungsrate mit einberechnet wird. Dadurch wird das Einsparziel abgeschwächt. Ziel sollte zukünftig sein, Klimaziele nicht durch eine Umrechnung und Auslagerung von Emissionen zu erreichen. Der neu gegründete Klimarat der EU soll einen anrechenbaren Höchstwert an die angestrebten Senkungen überwachen (3).

 

Fazit

 

Festzuhalten ist, dass Deutschland sein Klimaziel für 2020 nur aufgrund der Auswirkungen der Covid-19 Pandemie erreicht hat. Durch die Lockdowns und den damit einhergehenden Einschränkungen bei der Produktion und der Mobilität wurden weniger Treibhausgase freigesetzt. Um die neuen Klimaziele der EU für 2030 zu erreichen, müssen bestehende Maßnahmen dringend ausgebaut und neue Maßnahmen beschlossen werden. Ziel muss es sein, Klimaschutzziele auch ohne Lockdowns zu erreichen und eine (Wirtschafts-)Politik zu etablieren, die eine langfristige Senkung von Treibhausgasemissionen anstrebt.

 

Quellen

(1) Word Meteorological Organization (2021). The State of the Global Climate 2020. Zuletzt aufgerufen am 22.04.2021 unter https://public.wmo.int/en/our-mandate/climate/wmo-statement-state-of-global-climate

(2) Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (2021). Treibhausgasemissionen sinken 2020 um 8,7 Prozent. Zuletzt aufgerufen am 22.04.2021 unter https://www.bmu.de/pressemitteilung/treibhausgasemissionen-sinken-2020-um-87-prozent/

(3) Tagesschau (2021). Einigung auf EU-Klimaziel für 2030. Zuletzt aufgerufen am 22.04.2021 unter https://www.tagesschau.de/ausland/europa/eu-klimaziele-2030-gesetz-101.html

(4) Tagesschau (2021). Wegen Corona-Pandemie Deutschland hält Klimaziele 2020 ein. Zuletzt aufgerufen am 22.04.2021 unter https://www.tagesschau.de/inland/klimaziel-2020-101.html

(5) Tagesschau (2021). Tagesschau 20 Uhr. Sendung vom 19.04.2021, 20:00 Uhr. Zuletzt aufgerufen am 22.04.2021 unter https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-42489.html

(6) Werner, J. & Lyons, S. (2020). The size of Australia's bushfire crisis captured in five big numbers. Zuletzt aufgerufen am 22.04.2021 unter https://www.abc.net.au/news/science/2020-03-05/bushfire-crisis-five-big-numbers/12007716

Werde Teil
unserer Mission....

Laufe mit uns für zukünftige Generationen!